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Teich

Kuchtui (Russland) 03.08.2010-15.08.2010

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Kuchtui (Russland) 03.08.2010-15.08.2010

Fliegenfischen auf Pazifische Lachse

Endlich war es soweit! Unsere Reise nach Russisch Fernost, sprich Sibirien hatte endlich begonnen.

Von Düsseldorf aus ging der dreistündige Flug nach Moskau, wo wir die anderen Mitreisenden trafen. Nach einem angenehmen Aufenthalt auf dem nagelneuen Flughafen flogen wir dann mit einer Iljuschin ca. 8 ½ Stunden nach Osten bis nach Khabaraowsk. Dort wurden wir von einer freundlichen Angestellten des City Hotels mit einem Bus abgeholt.Im Hotel bezogen wir unsere Top-Zimmer und machten danach einen Spaziergang zum Ufer des Amur. Der riesige Strom ist der Grenzfluss zwischen Russland und China. Khabarowsk überraschte uns als recht westlich anmutende Metropole mit schönen alten Häusern,Kirchen mit goldenen Kuppeln, einem quirligen Straßenbild und recht schwülem Klima.

Nach einem geselligen Abend im „Beerhaus“ mit Andechser- und Weizenbier, einer erholsamen Nacht und einem opulenten Frühstück flogen wir am nächsten Tag weiter nach Ochotsk (Flugzeit ca. 4,5 Stunden) mit Zwischenlandung in Nikolajewsk. Unerklärlicherweise mussten wir in Nikolajewsk auf der Rollbahn das Flugzeug verlassen, wurden mit einem Bus koreanischer Herkunft zum Flughafengebäude gekarrt und nach kurzem Aufenthalt wurden wiederum die Pässe und Papiere kontrolliert, das Handgepäck durchleuchtet und wir mussten zum wiederholten Male durch die Sicherheitsschleuse gehen. Dann ging es wieder mit dem Bus zum Flugzeug und wir starten durch bis Ochotsk.

Die Landung in Ochotsk war alles andere als weich, da das komplette Rollfeld mit Wellblechschienen gepflastert war. Dort wurden wir schon von Irina, der Reiseveranstalterin, erwartet und auch die Moskitos stürzten sich sofort auf uns. Wir stiegen in einen mit Allrad angetriebenen LKW, der sicherlich auch schon 50 Jahre alt war, aber seinen Dienst immer noch treu tat. Mit diesem „Kamas“ fuhren wir auf einer Schotterpiste, auf der wir ordentlich durchgeschüttelt wurden, und erreichten nach ca. einer halben Stunde das Flussufer des „Kuchtui“ unseres Lachsflusses!

Nach einer zehnminütigen Fahrt mit motorisierten Schlauchbooten erreichten wir endlich das Camp! Dort bezogen wir unser zweckmäßig eingerichtetes Blockhäuschen und trafen uns dann alle im Haupthaus zum Abendessen. Dort begrüßte und dann Reiseveranstalter Robert Wetzel, Irinas Ehemann, und erklärte uns die Modalitäten für die nächsten Tage. Nach einem guten Abendessen mit russischem Bier und Wodka fielen wir alle erschöpft in die Betten.

Der nächste Tag war nun endlich der erste Angeltag am Kuchtui. Der Kuchtui ist ein etwa 200 km langer Fluss von einer Breite von 30 bis 100 m und mündet bei Ochotsk in das Ochotskische Meer. Er verläuft in einem großen Kiesbett, ist gut bewatbar und daher hervorragend zum Fliegenfischen geeignet. Es steigen alle pazifischen Lachse außer Königslachse auf. Der Silberlachs wiegt bis zu 12 kg und gilt in dieser Region als der kampfstarke König. Der Ketalachs kann bis zu 10 kg schwer werden und der Buckellachs erreicht ca. 2 kg. Weiterhin gibt es hier die Saiblingsarten Dolly Varden und Kundscha sowie arktische Äschen in großer Zahl.

Nach einem zünftigen Frühstück um 8 Uhr wurden wir mit den Schlauchbooten auf den Kiesbänken flussaufwärts und flussabwärts verteilt. Auf der Kiesbank angekommen, fielen uns fast die Augen aus dem Kopf! Lachse in riesigen Mengen zogen im relativ flachen Wasser in ca. 10 - 15 m Entfernung an uns vorbei. Manche sprangen unvermittelt aus dem Wasser, viele buckelten. Das steigerte noch unser Adrenalin! Die ersten Würfe mit der Fliegenrute Klasse 9 und 9er Sinktip waren noch recht ungewohnt, aber nach und nach warfen wir routinierter und fingen unsere ersten Buckel- und Ketalachse. Was waren das für Drills an der Fliegenrute! Wir waren begeistert und die Zeit bis zum Mittagessen verging viel zu schnell. Im Camp waren dann alle am vibrieren und fieberten der Abfahrt zum Fischen um 14 Uhr entgegen. Auch am Nachmittag fingen wir einige Lachse, bemerkten aber, dass die Sinktip doch nicht so das richtige für diese geringe Wassertiefe war. Die Schnur war einfach zu schwer.

Am nächsten Tag haben wir dann auf eine 9er Floating-Line umgerüstet mit einem vorgeschalteten Polyleader und davor ca. 60-70 cm 40er Monofil und siehe da, das Werfen war wesentlich einfacher und die Fangerfolge waren wesentlich besser. Die Auswahl an Lachsfliegen ist ja riesiggroß, aber hier gestaltete sich die Auswahl des Musters bei diesen Wasser- und Wetterkonditionen recht einfach. Eine Fliege, gebunden mit rosa oder rotem Marabou, die schön im Wasser pumpt und arbeitet, reichte eigentlich für alle Gelegenheiten aus. Erlaubt waren nur Einzelhaken ohne Widerhaken, da ja größtenteils Catch & Release ausgeübt wurde. Man verliert dadurch nicht unbedingt mehr Fische, als wenn man mit Widerhaken fischt. Es kam eigentlich nur auf den Anschlag und die Führung des Fisches im Drill an. Man sollte sich angewöhnen noch einen zweiten Anschlag zu setzen, damit der Haken auch wirklich richtig sitzt. Zudem sollte man im Drill nicht überhalb oder unterhalb des Fisches stehen, was natürlich bei großen Fluchten nicht möglich ist. Wir hatten leider keine Antireverse-Rollen dabei, aber eine solche Anschaffung lohnt sich für dieses Fischen auf alle Fälle. Uns ist mehr als einmal schmerzhaft die Kurbel der Rolle auf die Hand oder den Finger geschlagen, als der Fisch große Fluchten, zum Teil bis in die Backing, machte. Wir haben Fliegenruten der Klasse 9 gefischt. Eine Rute der Klasse 8-9 mit der entsprechenden Schnur (gut ist eine Weight Forward Floating) reicht eigentlich vollkommen aus. Andere aus unserer Gruppe fischten auch eine Intermediate-Schnur, da erübrigt sich das Anknüpfen eines sinkenden Polyleaders. Es kommt jedoch immer auf den Wasserstand an, der jedoch optimal war.

Rute
Optimal

Der Flusspegel ist jeden Tag ein Stück mehr gesunken, das Wasser war glasklar und wir hatten sonniges Wetter. Die Fische zogen im Flachwasser in der geringsten Strömung flussaufwärts, so dass wir sogar auf Sicht fischen konnten!!
Die Buckellachse zogen sehr nah am Ufer flussaufwärts, dahinter schwammen die Ketalachse, mehr zur Flussmitte hin. Es waren Abertausende von Fischen, so etwas hatten wir noch nie gesehen. Ein stetiger Strom flussaufwärts wandernder Lachse!

Hatte ein Fisch die Fliege genommen, merkte man schon im Drill, ob ein Buckel- oder Ketalachs gebissen hatte. Die Buckellachse machten schnelle kleinere Fluchten hintereinander mit schnellem Richtungswechsel, wohingegen die Ketalachse entweder eine Riesenflucht quer zum anderen Ufer oder flussabwärts machten, manchmal sogar flussaufwärts gegen die Strömung. Wir haben oft genug unsere rote Backing-Line gesehen und mussten uns wieder mühsam Meter für Meter Schnur zurückholen. Das kostete nicht nur den Fisch Kraft, nein, auch wir hatten schmerzende Arme und Hände. Manche der Ketalachse sprangen auch, gerade wenn man sie zu hart drillte. Das rächte sich auch oftmals und man verlor den Fisch.

Wir fingen Buckel- und Ketalachse in großer Zahl und freuten uns schon auf den Aufstieg der Silberlachse. Stephan, der Schweizer, der schon oft an diesem Fluss war, fuhr mit dem Boot die speziellen Silberlachsstellen ab, konnte jedoch noch keine größeren Ansammlungen von Silberlachsen ausmachen. Die Zeit wäre eigentlich genau richtig für den Aufstieg der Silberlachse, aber es tat sich nichts. Im Laufe der Angelwoche wurden ein paar Silberlachse mit dem Spinner gefangen, aber ein richtiger Run war es nicht. Wahrscheinlich lag es am Wasserstand, der kontinuierlich sank. Wir nahmen an, dass die Silberlachse vor der Flussmündung stehen und aufgrund des niedrigen Wasserstandes nicht aufstiegen. Die Strecke, die wir befischten, liegt ungefähr 14 km von der Flussmündung entfernt. Daher hatten wir auch oft Lachse gefangen, die so frisch aufgestiegen waren, dass noch Meerläuse an den Fischen waren. Wir haben zwar keine Silberlachse gefangen, die ja noch stärkere Kämpfer sind als die Ketalachse, aber wir haben in den acht Angeltagen ein fantastisches Fischen erlebt. So etwas hatten wir nicht erwartet.

Das Ochotsk–Gebiet, das etwa zwei Drittel so groß wie Deutschland ist, hat weniger als 10.000 Einwohner. Die Landschaft ist fantastisch, viel Wald und unberührte Natur. Der Fluss ist glasklar und sauber. Man fischt allein oder im kleinen Kreis auf riesigen Kiesbänken und hat daher Platz ohne Ende. Die Ekaterina Lodge besteht seit 1994 und wird von dem Ehepaar Robert Wetzel und Irina Bolyarskaya betrieben. Die Unterbringung ist in einfachen aber zweckmäßigen Blockhäuschen, gegessen wird im Haupthaus, wo sich auch die Küche befindet. Das Essen ist sehr gut. Es gab morgens ein reichliches Frühstück, mittags und abends warmes Essen. Die russische Küche ist etwas eingedeutscht und sehr lecker. Waschen und saunen kann man in einem Badehaus, in dem jeden Tag warmes Wasser zur Verfügung steht. Die gefangenen Lachse werden nach dem Filetieren eingelegt, später im Räucherhaus geräuchert und luftdicht in Folie verschweißt, so dass man seinen Anteil mit nach Hause nehmen kann. Die Organisation vom Reiseverlauf bis zur Unterbringung in der Lodge war sehr gut. Alles verlief reibungslos. Auch die Größe der Gruppe von 15 Fischern ist optimal. Wir haben Gleichgesinnte kennen und schätzen gelernt. Wer also mal richtig Lachs satt fangen will, dem können wir diese Reise nur empfehlen.

речной (Fluß) Kuchtui
речной (Fluß) Kuchtui

Fazit

Diese Angelreise (Reise II - 03.08.2010-15.08.2010) nach Russisch Fernost war ein echtes Highlight. Die Ekaterina Lodge von Irina und Robert hat all unsere Erwartunngen übertroffen. Die Organisation der Reise war perfekt (Visum,Hotel,Flüge etc.). Die Fischerei dort ist einfach ein Traum. Weiterhin muß ich unsere Gruppe von Fischern erwähnen.  Die Kameradschaft unserer Gruppe war ausgesprochen gut. Es war ein Mix von sehr erfahrenen Fischern (die auch schon öfter am Kuchtui gefischt haben) und Neulingen. Somit konnten  Astrid und ich aus dem Erfahrungsschatz der Wiederholungstäter schöpfen, was uns sehr geholfen hat. Auch Irina und Robert standen immer mit Rat und Tat zu uns. Ein rundum gelungener Angelurlaub.

Vielen Dank an Irina und Robert und ihre Mannschaft.

Vielen Dank an unsere Reisegruppe.

Tight lines

Rotenburg 04.09.2010

Astrid und Gerhard Wendel

Informationen zur Ekaterina Lodge am Fluß Kuchtui

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